de fr

Riesenwürmer aus Australien

Karmai, der längste Regenwurm der Welt, ist vom Aussterben bedroht. Seine Verbreitung ist auf ein kleines Gebiet südöstlich der australischen Metropole Melbourne begrenzt, das die Naturschutzorganisationen zu einem Reservat erklären möchten. Um Verständnis für den armen Wurm wirbt auch ein Natur- kundemuseum, gebaut in Wurmform natürlich.


weitere Bilder      

Ein Fest für die Riesenregenwürmer
Populär geworden ist der Erdenbewohner allerdings vor allem durch das Wurm-Festival, das jeden März in der kleinen viktorianischen Stadt Korumburra stattfindet.

Hundert Meter Wurmleben
Ein einfaches Leben hat der australische Wurmstar nicht. Dies jedenfalls lassen die beiden Karmai-Freunde Tony Zoanetti und John Matthews die Besucher ihres hundert Meter langen Museumswurms unweit der Pinguin-lsland hautnah erleben und gar "erkriechen”. Im Sommer erhitzt sich seine Erdhöhle ungemütlich stark. Zur Kühlung badet der Wurm seinen Schwanz deshalb im Grundwasser. Wie geräuschvoll die Verdauung von Pflanzenkost ist, hört der Museumsbesucher beim Gang durch den Wurmdarm. Den drei Meter langen Körper für einen ungestörten Verdauungsschlaf wieder ganz ins kühle Grundwasser zu ziehen, ist ein kleines Kunststück und lässt sich nur unter deutlich hörbarem Gurgeln bewältigen.

Vielfältige Gefahren
Hüten muss sich Karmai nur vor dem kräftigen Schnabel des Kookahorra, dem mit dem Eisvogel verwandten "Lachenden Hans”. Ihn stört der abstossende, etwas an Petrol erinnernde Duft des Wurmriesen nicht sonderlich. Wer im Museum einmal an Karmai geschnuppert hat, hat volles Verständnis für alle andern Vögel, die den langen Happen verschmähen. Die grösste Gefahr droht dem Schwerarbeiter im Boden vom Menschen. Die Abholzung der dichten und kühlen Regenwälder in welchen er sich am besten zu Hause fühlt hat zur Folge, dass sich seine "Wohnung” im Sommer zu stark aufheizt und der Grundwasserspiegel absinkt. Die oft heftigen Niederschläge waschen den wurmgängigen Humus weg, und die Farmer pressen den Boden mit ihren schweren Maschinen für Karmai ungemütlich stark zusammen. Um den Riesenwurm zu retten, bemühen sich die Umweltschutzorganisationen darum, nur für ihn die letzten Waldflecken in Westgippsland zu Tierreservaten zu ernennen.

Alles für Karmai
Geradezu eine kindliche Freude hat die Bevölkerkung des ehemaligen Kohle-
städtchens Korumburra an der Blitzkarriere ihres langen Bodenarbeiters. Einmal jährlich, Mitte März, "wurmt” es hier an allen Ecken und Enden, respektive in jedem Schaufenster. Würmer aus Stoff, Plastik oder Papier tragen neue Bikinis und werben für jegliche Art menschlicher Köstlichkeiten. Vor allem sollen sich die Barbesucher im Namen von Karmai ein Glas des australischen Nationalgetränks für Männer, ein eiskaltes Bier – kurz "coldie” genannt – gönnen.

Den jährlichen Höhepunkt erreicht das "Wurmfieber” in Korumburra mit dem Karmai-Festival. Die australische Fasnacht im Spätsommer soll die Touristen in das ansonsten verträumte Städtchen bringen, das während Jahrzehnten vom Kohleabbau gelebt hat. Nun soll der inzwischen weltberühmte Riesenwurm dieser, ans Appenzellerland erinnernde Region, eine dauerhaftere Lebensgrundlage bieten, als dies die Kohle konnte.

Virtuelle Ausstellung:
Regenwurmmodell